Lügengeschichten
In der Regel mag ich ausgedachte Geschichten und Fiktionen. Ich kann Menschen nicht böse sein, wenn sie einen ausgeprägten Hang zum Phantasieren haben und das erzählen, was andere sehr empört Lügen nennen. Die Wahrheit hat bei mir keinen hohen Stellenwert, dazu ist sie viel zu vielschichtig. Dass ich selbst so oft bei meiner Wahrheit bleibe – oder das was ich dafür halte – liegt daran, dass es mir im realen Leben zu kompliziert ist, stimmige Details von erfundenen Geschichten zu erzählen.
Ich habe eine große Schwäche für Menschen, die sich ihr Leben schön phantasieren.
Und jetzt – ihr ahnt es schon – kommt das aber. Oder das ABER. Jetzt kommt das Eingeständnis: die geballten Lügengeschichten vom rechten Rand machen mir Angst. Mit solchen erfundenen tendenziösen Mythen hat schon einmal eine Katastrophe begonnen. Faschismus ist nur mit dieser Mythenbildung möglich. Das Feindbild überzeichnen, überspitzen um damit Stimmung zu machen.
Mir wird schlecht davon.
Du, Claudia, ich habe Dir auch eine Geschichte zu erzählen, da wird Dir schlecht. Die mir passiert ist – oder immer noch passiert. Ich mache es bloss nicht öffentlich.
Die Menschen sind grausam. Und sofort für Mythenbildung (und -weitererzählung) zu haben. Je weiter entfernt von der Realität, desto lieber. Für desto realitätsgetreuer halten sie es. Und bloss nie Verantwortung tragen, das NIE. Aufeinanderzugehen sowieso nicht. Als sei das Leben nichts als Überlebenskampf, der Überlebenskampf jedes Einzelnen und ganz allein – Bindung über Mythen. Als ob wir nicht Frieden hätten – soweit das gehen kann – und das Leben leben könnten, statt dessen Überlebenskampf. Mit allen Mitteln.
Viele Menschen mögen es einfach, wenn man ihnen einfache Erklärungen liefern kann, warum etwas so ist, wie es ist und was böse oder was gut ist. Sie sind schnell dafür zu haben, weil sie sich selbst zu denken ersparen möchten oder es nie gelernt haben.
sich geschichten ausdenken ist spannend und nichts verwerfliches. nur darf man sie nicht als reale verkaufen.
Ja, aber was sind reale Geschichten? Ich finde das schwer zu beschreiben.
Und warum es sich Menschen nicht nehmen lassen immer die anderen denken zu lassen, weiß ich auch nicht. Außerdem Glauben die meisten ja doch: sie denken ganz besonders viel nach.