Sexismus in the City
Sexismus in the City – High Heels und Frauenbewegung
Der Titel der Veranstaltung mit Ursula auf der Heide und Nicole von Horst klingt ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Dafür war das Impulsreferat von Nicole und der anschließende Dialog um so ergiebiger. Eindringlich, mitreißend und intensiv trägt Nicole die Thematik vor. Aber es ist auch schnell klar: die klare Kante, die Ursula auf der Heide gerne zeigen möchte, ist nicht so einfach zu finden.
Bei der anschließenden Diskussion fallen mir die Gefahren auf, die immer wieder lauern, wenn frau und man sich dem Thema Alltagssexismus nähern.
Erste Falle: die persönliche Anteilsfalle – andernorts auch Provokation genannt
Zweite Falle: Einteilung in schlecht, schlechter, ungut, nicht ganz so schlimm – und tausend andere vergleichende Kategorien einteilende Bewertung von Fällen von Alltagssexismus
Dritte Falle: die Erwartungshaltung zur Solidarität aller Frauen untereinander, die zur Abwertung von Frauen führt
Vierte Falle: das Anpreisen einer individuellen Lösung als Allheilmittel für ein sexismusfreies Leben
Gar nicht so einfach bis dahin durchzudringen, dass es ein systemisches Problem ist, für das es keine individuelle Lösung geben kann. Und dass eine Welt frei von Sexismus, Rassismus und anderen Diskriminierungen für viele von uns eine angenehmere Welt wäre. Nicht nur für Frauen.
ach, das habe ich leider verpasst, ich war am WE nicht in rhein-main, schade.
nein, individualistische lösungen können selten ausreichen. ich denke, wie so oft müssten *wir mehrgleisig verfahren: die strukturellen probleme aufgreifen, thematisieren. und gleichzeitig sich individuelle verhaltensweisen überlegen, da sich die struktur ja erstmal so schnell nicht ändert. das müsste hand in hand gehen.
Genau. Selbstverständlich benötigt jede Betroffene eine für sie individuelle akute Lösung. Einen Weg, der hilft, die Kontrolle wieder zu erlangen. In den Diskussionen zum Thema Alltagssexismus besteht die Gefahr, dass dieser Anteil einen zu großen Raum einnimmt.
Denn dabei ist die Zielsetzung ja nicht, eine aktuelle individuelle Situation strategisch aufzuarbeiten. Jedenfalls nicht in öffentlichen Diskussionen oder gar Vortragssituationen
Irgendwie drücke ich mich heute kompliziert aus.
Was aber wären denn „systemische“ Lösungen – abseits individuellen Verhaltens und Erlebens von Männern und Frauen? Da hätt ich auch gern so eine kleine Liste!
[…] habe ich mir, wie von Nicole von Horst mehrfach (zum Beispiel auch bei dieser Veranstaltung) empfohlen, meine Grimme-Urkunde zu #Aufschrei ausgedruckt und ins Büro gehängt. Der zweite […]
@Claudia: Die Sexismus ist ein Machtproblem. Alles, was die ungleiche Machtverteilung abmildert, hilft bei der Bekämpfung des Sexismus.
Das geht über eine gerechtere Verteilung der gesellschaftlichen Anerkennung von unterschiedlichen Tätigkeiten, über die gerechtere Einordnung wirtschaftlicher, sozialer und kulturellere Aspekte bis hin zu einer breiter akzeptierten bunten Mischung an Lebensentwürfen.
Kurz und gut: in dieser neoliberalen Welt ist es kein Wunder, dass der Alltagssexismus blüht und gedeiht.