Wozu sind Talkshows gut?
Der #aufschrei macht seine Runde durch die Talkshows – und ich nehme mit Erstaunen zur Kenntnis, ernsthaft sich so viele Menschen mit den Inhalten auseinander setzen. Mit welcher Intensität sie die Zusammensetzung der Gäste kommentieren und den Austausch der Argumente hinterfragen. So viele betrachten Talkshows als eine Art offene Diskussionsrunde. Ein intelligenter Talk zwischen erfahrenen Menschen. Aber ist das so?
Ist es nicht schon mindestens seit einem Jahrzehnt so, dass die Talkshows im Fernsehen eine bestimmte Funktion erfüllen? Unterhaltung? Ja, die auch. Aber das wäre nicht so schlimm, wenn es ausschließlich so wäre.
Meinungsbildung? Ja, die auch. Aber das wäre nicht so schlimm, wenn die Meinung auf einem fairen Austausch der Argument mit anschließendem Fazit beruhen würde.
Aber das war doch höchstens mal früher beim internationen Frühschoppen der Fall. Heute haben die Talkshows eine ganz andere Funktion: Sie sollen eine bestimmte politische Richtung stärken.
Den Neolibarismus zum Beispiel. Die Agenda 21 wäre ohne die Begleitung der Talkshow-Melodie doch nie so von der Bevölkerung aufgenommen worden. Die Talkshows sind reine Propagandaverstaltungen. Das Kasperletheater der Mächtigen, die das Volk an der langen Leine – aber in die gewünschte Richtung führt.
Die Diskussion hat nichts, aber auch gar nichts mit der Diskussion zu tun, die wir untereinander führen. Argumente werden dort nicht ausgetauscht. Sie werden vorgeführt.
Und die Polarisierung durch die Gäste – die ist dem Moment der Unterhaltung gewidmet. Die Botschaft prägt sich ein ins „Sonntag-Abend-Politik-Gemüt“ des Volks.
Ich brauche keine Talkshows. Nicht zum Sexismusthema und auch sonst nicht. Nicht in der Qualität und mit dem Hintersinn in dem sie in den Medien in den letzten Jahren ausgestrahlt werden.
Klare Kante diese Analyse. Zwar ist Talkshow nicht gleich Talkshow. Aber der Mainstream der im dt. TV laufenden Sendungen dieses Genres ist tatsächlich nicht nur öde sondern vor allem Meinungsmache. Recht haste! NDS lässt grüßen.
Auch ich brauche keine Talkshows.
Das Problem bleibt, dass Allzuviele sich das absichtlich reintun. Die Macht des Faktischen gilt gerade auch für Medien. Nur Menschen, die sich schon abgewandt haben vom TV, etwa weil’s Web … Besseres bietet, lassen sich immunisieren. Sad!
ja, gerade bei den Talkshows finde ich kaum Menschen, die das Format und die Art und Weise wie sie laufen kritisieren und boykottieren. Sie haben einen pseudo-intellektuellen Touch, geben sich diskussionsoffen und sind aber eindeutig Teil des politischen Machtapparats.
leider haben sie nur all zu recht.
[…] Die Talkshows haben ihre Arbeit also geleistet. Vorübergehend. Aber sie halten die Zeiten nicht auf. Das zu Glück nicht. Aber die letzten Tage des Patriarchats werden noch ziemlich laut werden. […]
Bliebe allerdings darüber nachzudenken, warum z.B. der Piratenpartei die Talkshows bis Mitte 2012 nicht geschadet, womöglich genützt haben, und danach nicht mehr. Lag es an den unterschiedlichen Persönlichkeiten von Marina versus Johann Ponader? Oder ist es eine Psychodynamik der dt. Bevölkerung, die von außerhalb der medialen Sphäre kommt? Banal die Abnutzung der ehedem neuen Hoffnungsträger?
So gut kenne ich mich mit der Piratenpartei nicht aus, aber ich mutmaße mal: Protestwählen passt bis zu einem bestimmten Teil ins jetzige Konzept des System. So im Sinne eines Nebenkampfschauplatz, der von den eigentlichen Problemen ablenkt. Das hat bis 2012 gut gepasst. Aber jetzt eine so unsichere Größe im Parteiensystem fest zu verankern, dass passt ganz sicher nicht.