Und doch
Und doch ist manches Blog ein Internet-Tagebuch. Zum Glück für mich, denn ich bin eine leidenschaftliche Tagebuchleserin und kann mich dem nicht anschließen, dass Tagebücher immer nur für sich selbst geschrieben werden, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind und nicht auch objektiv sein können.
Mich wundert, wie schnell manche Menschen, das was für sie gilt, verallgemeinern. Ihre kleine Welt ist dann einfach eine Standarddefiniton. Punkt.
Spricht für ziemlich viel Selbstbewusstsein. Mehr aber nicht.
Nachtrag: Mir scheint es unmöglich, dass es in absehbarer Zeit eine Definition von Blogs in einem Satz gibt, die für mehr als 90% der Blogs zutrifft.
„Weblog“ sagt über den Inhalt genau so viel aus wie „Buch“.
Mein Weblog ist durchaus auch Tagebuch. Natürlich stehen in meinem eigentlichen, handgeschriebenen Tagebuch auch Dinge, die ich öffentlich nicht erörtere. Aber dann würde ich jetzt gerne mal eine schlüssige Definition von Tagebuch lesen. Wird schwierig? Klar. Weil es ganz verschiedene Tagebuchschreiber gibt, denen ganz verschiedene Dinge am Herzen liegen. Genau wie bei Bloggern und Autoren.
Du sagst es. Das wird sehr schwierig.
Hach, ich war letztens doch glatt versucht, was über Blogwirkung zu schreiben. Die Wirkung, die mein Blog hat.
Als ich mich letztes Jahr über meine alte Gemeinde so aufgeregt hatte, da hatte das – obwohl sie es sonst nie lesen – in eben dieser Gemeinde die Runde gemacht. Bis nach Houston, wo gerade der leitende Pastor mit seiner Familie auf Mission war. Bis zu den Menschen, die diese Familie betreut hat, ist das gegangen. Noch lange nach deren Aufenthalt.
Und meine Verwandtschaft liest fleissig. Die Verwandtschaft väterlicherseits. Beim Cousin ist das okay, mit dem verstehe ich mich gut, aber die anderen, die erzählen das ihrer Tante, und diese Tante, die die Cousine meines Vaters ist und ihn sehr unterstützt, erzählt es brühwarm meinem Vater. Und der regt sich dann jenseitig auf, weil er halt mit mir überhaupt nicht klar kommt. Das aber nicht zugeben kann, sondern lieber was daherschwallt von wegen ich sei so missbraucht von meiner bösen Mutter.
Und keiner dieser Parteien sagt einen Pieps zu mir. Man könnte mich ja auch eigentlich mal direkt fragen, in Dialog treten.
Aber den Dialog wollen sie vielleicht gerade nicht. Sie wollen sich einfach alles so zurechtlegen können, wie sie es wollen.
Haargenau so. Sie wollen aus ihrer Hölle (bis auf den Cousin, der ist in Ordnung) nicht aussteigen.
Tja, sollen sie versumpfen.
Genau: Lass sie da, wo sie sind. Dort sind sie gut aufgehoben und fern von dir.
Es überrascht mich immer wieder wenn jemand das Rad neu erfinden will. Was heißt denn Tagebuch? Ein Buch für die Tage! Was jeder in sein Buch schreibt, wenn er es tags macht ist ein Tagebuch – wenn er es nachts macht, dann ist es ein Nachtbuch. Er kann natürlich auch eine sie sein und es (das Buch) darf auch gerne anders genannt sein. 5 Blogs – mindestens 8 verschiedene Definitionen…
Sorgen haben die Leute, tz, tz, tzz
Ich glaube, das mit dem Internet-Tagebuch geht ganz einfach auf den frühen Beginn der Web-Logs zurück, als man in einigen Communities begann, Online-Tagebücher anzubieten. Und erst mit der Zeit entdeckte man dann, daß man mit diesen noch viel mehr anfangen kann als nur Tagebücher zu führen. Aber wenn man als Tagebuch ebenfalls ein leeres Buch bezeichnen kann, in das man persönlich hineinschreiben kann was man möchte (kontrolliert ja schließlich niemand, ob man nur immer brav den Tag einträgt und nichts anderes), finde ich den Begriff auch heute nicht unbedingt verkehrt.