Sanktionen
Jeden Tag lese ich bei Facebook Postings, in denen sich über Menschen aufgeregt wird, die andere ungefragt zu Gruppen hinzufügen oder die Spieleanfragen schicken. Und je drastischer die Androhung von Sanktionen daher kommen, desto mehr likes und Bestätigung finden diese Postings.
Mich erinnern diese an diverse Schreiben auf Toiletten, die die jeweiligen Benutzerinnen und Benutzer schon mal im Voraus diskreditieren und falls möglich entferne ich diese Zettel auch, denn sie belästigen mich mehr, als das verschmutzte Toiletten tun. Aber das ist ein anderes Thema.
Es ist doch nur ein Klick, wieder aus so einer Gruppe auszutreten! Ich verstehe nicht, warum es dazu nötig sein soll Sanktionen anzudrohen. Wenn es sich um Freunde handelt werde ich das immer verkraften können, genau wie die Spieleanfragen. Da hat jemand eine andere Zielrichtung als ich. Was soll’s! Die sind auch gleich ignoriert.
Etwas anderes ist es, wenn mich jemand dauert nervt, beleidigt, bedroht, zuspammt oder mich sonst wie belästigt, dann werde ich mich von ihr oder ihm trennen. Aber das ist eine Selbstverständlichkeit, die ich nicht ankündigen muss.
Ich verstehe das nicht mit der Vorliebe für die Ankündigung von Sanktionen. Es wirkt so eng auf mich.
Dabei ist die Welt doch schon eng genug. Ich lass mir meine nicht noch enger machen.
(Auf mich wirkt das ein bisschen so, wie Menschen, die sich ständig über Kinderlärm beschweren.)
Da der Auslöser wohl meine „Androhung“ war, solche Leute zu entfreunden, antworte ich mal. Ich stelle jeden Morgen fest, dass ich Gruppen hinzugefügt worden bin, deren Erscheinungsform oder Zielsetzung ich politisch oder ästhetisch ablehne. Das ist mir peinlich. Denn auf meiner Seite steht oben: Melusine Barby ist der … Gruppe beigetreten. Ich identifizieren mich aber gerade nicht mit deren Zielen, sondern lehne sie möglicherweise sogar ab. Das empfinde ich als Rufmord. Ich wurde schon Gruppen beigefügt, die sich „gegen Multikulti“ engagieren (vulgo: Rassisten). Das ist nicht unhöflich; das ist Rufmord. Klar ist es ein Problem, dass ich mit meinem Pseudonym-Account mit vielen Leuten „befreundet“ bin, die ich gar nicht kenne und mit denen mich im Zweifelsfall nichts verbindet. Trotzdem will ich nicht mal unter meinem Pseudonym für Sachen eintreten, die mir zuwider sind. Da sich diese Vorfälle häufen – und es sich auch immer wieder um dieselben Leute handelt, die planlos zufügen, verzichte ich auf diese Kontakte. Ist das ´ne Drohung? Ich nehme an, diese Leute wollten gar nicht mit mir befreundet sein, wenn sie mich kennen würden.
Das was du beschreibst, fällt für mich unter nerven, belästigen und beleidigen. Aus meiner Sicht kann dann eine Reaktion ohne Vorankündigung erfolgen.
Was ich seltsam finde, ist dass diese Art der Postings so häufig in meiner Timeline zu finden sind und dass dann so eine allgemeine gegenseitige Bestätigung erfolgt, die unangenehm auf mich wirkt.
Das was Du jetzt im Kommentar in der Sammelmappe schreibst, trifft das Problem doch viel präziser und erklärt mehr. Viel mehr – und erschreckt nicht die falschen, die sich überlegen, ob etwas falsch gemacht haben.
(Für mich gilt das nicht, ich füge Menschen weder gefragt noch ungefragt zu Gruppen hinzu.)
Tatsächlich habe ich die Betreffenden ohne Vorankündigung entfernt. Da sich die Vorfälle aber in letzter Zeit massiv gehäuft haben, wollte ich´s mal klarstellen. Ich finde, es ist ein Unterschied, ob man eine Anfrage stellt (zu Spielen etc., nervt auch ein bisschen, ist mir aber letztlich egal; ich spiele halt nicht auf FB) oder ob man jemanden als „Parteigänger“ darstellt, der das gar nicht sein möchte.
Es stimmt allerdings, dass mir dies nur bei meinem Pseudonym-Account passiert. Mit Klarnamen bin ich offenbar nicht mit Leuten „befreundet“, die so etwas machen. Das ist grundsätzlich ein Problem bei FB, schon der Begriff „Freunde“. Einerseits finde ich es wichtig, auch im Netz mit Leuten Kontakt zu haben, mit denen man nicht immer einer Meinung ist, die anders drauf sind. Da ist aber eine gewisse Zurückhaltung angebracht. Manche verstehen das offenbar nicht, sondern sind überzeugt, ihre Haltungen und Vorlieben würden von jederfrau/jedermann geteilt.
Einerseits gibt´s diese Eiapopeia-Bestätigungskultur „Wir haben uns alle lieb – gefällt mir“ und andererseits immer gleich den Shitstorm. Das was dazwischen geht, ist aber das eigentlich Interessante. Deshalb ist das Blog/die Blogs für mich immer noch die wichtigste „Teilhabeform“ im Netz. Weil ich dort am ehesten erlebe, dass solche Auseinandersetzungen zustande kommen. FB und Twitter benutze ich vor allem zur Annonce, weshalb ich das auch nicht auf meine RL-Kontakte beschränken möchte. Es sind auch schon viele spannende Begegnungen aus meinen Netzkontakten im RL zustande gekommen, die ich nicht mehr missen möchte.
Trotzdem glaube ich, dass man mit den FB-Funktionen insgesamt vorsichtiger umgehen sollte. Sie sind sehr suggestiv und darin liegt eine Gefahr.
Nun ja, hinter den Facebook Funktionen stehen Menschen, die sich deren bedienen. Ich habe mal nachgesehen, es gibt tatsächlich keine Möglichkeit zu verhindern, dass man ungefragt zu einer Gruppe hinzugefügt wird.
So ist das eben mit diesem Facebook.
Ehrlich gesagt: keine meiner Freundinnen und Freunde im RL verwendet FB. Soll ich sagen zum Glück? Meine junge Verwandtschaft verwendet es, eine Handvoll Kolleginnen sind mit mir befreundet, ein Teil meiner Netzfreundschaften, aber die finde ich auch auf diaspora, google oder sonstwo.
Bei mir gab es nie die Gefahr, dass ich die Begrifflichkeiten verwechseln hätte können.