Klarnamenpflicht
Klarnamenpflicht – für mich gehört dieses Wort in dieselbe Kategorie wie ethnische Säuberung. Da wird etwas verschleiert und ein Mäntelchen drüber gezogen. Bei der ethnischen Säuberung waren es Vertreibung und Völkermord, bei der Klarnamenpflicht ist es das Recht des Einzelnen sich in der Gesellschaft so zu bewegen, damit er keinen Schaden nimmt.
Klarnamenpflicht – das hört sich für viele Menschen offenbar nach Ordnung und Sauberkeit an. Wer nichts zu verbergen hat, der kann doch auch seinen Namen nennen, oder nicht?
Nein, will sie oder er vielleicht nicht. Vielleicht hat sie etwas zu verbergen und das ist ihr gutes Recht. Vielleicht soll nicht alles, was sie denkt, fühlt und sagt in die Öffentlichkeit gezerrt werden. Die Freiheit sich anonym zu bewegen, ist Teil unserer Demokratie. Wir wählen immer noch anonym. Immer noch, schreibe ich. Vielleicht kommt in den nächsten Jahren jemand drauf und will endlich auch eine Klarnamenwahl, damit wir endlich sehen, wer uns diese FDP-Scheisse eingebrockt hat.
Spaß beiseite, das Internet ist kein verdammter rechtsfreier Raum, auch nicht wenn sich einige Menschen mit Pseudonymen darin bewegen. Dem Staat gelingt es ganz gut, fast alle Bewegungen nachzuvollziehen. So wie er im Moment auch noch gewähren kann, dass alle Wahlberechtigten nur einmal wählen. Das geht auch, ohne dass er den Wahlzettel kennt.
Aber ich befürchte, Dummheit setzt sich wieder einmal durch. Die Bevölkerung wird sich von den geweißten Sprüchen reinwaschen lassen. Klarnamenpflicht. Das klingt doch zu verführerisch nach Recht und Ordnung – und kein bisschen nach Staatsschutz und Überwachungsstaat.
Klarnamenpflicht ist der Anfang vom Ende der Demokratie. Vergeßt das nicht.
Ich gebe volle Zustimmung.
Jeder Mensch sollte bestimmen können, wann er anonym und wann mit vollem Namen stehen möchte.
Das Problem im Internet ist halt, dass es nicht vergisst.
Wenn ich mir ein Microfon/Megafon auf einem öffentlichen Platz schnappe und meine Meinung kundtue und mein Namen angebe, dann hat man das einfach nach einiger Zeit vergessen. Im Internet bleibt diese Rede immer bestehen und ist sogesehen immer maximal öffentlich und bleibt dies. In der Realität schwindet der Name relativ flott.
Genauso kann ich in der Öffentlichkeit auch nur mit meinem Gesicht und meinem Mund reden, ohne meinen Namen zu nennen, was der Anonymität des Netzes entspricht.
Was aber vielleicht Absicht ist und was ich für gar nicht allzuschlecht halte ist, dass im Falle einer solchen Pflicht, sich möglicherweise wieder mehr Diskussionen außerhalb des Netzes abspielen.