Leben nach dem Tod
Die Frage wie das Leben nach dem Tod aussieht stellt sich heute auch für das virtuelle Leben. Wie sieht das eigenen Blog nach dem Tod aus? Was geschieht damit? Treibt es dahin, wie Anwardya, die Tänzerin zwischen den Welten, schreibt? Bekommt es den letzten finalen Eintrag, den eine Angehörige, ein Angehöriger schreibt? Oder wird der letzte Eintrag fein säuberlich vorprogrammiert?
Mittlerweile habe bin ich auf all diese Varianten im Netz schon gestoßen. Manchmal wurde in den Kommentaren auf den Tod des Schreibenden aufmerksam gemacht. Das Leben ist endlich. Auch das virtuelle Leben.
Ich würde mich ähnlich wie Anwardya fürs Treiben lassen entscheiden, denn mich treiben lassen, ist mein Bild für die Zeit über den Tod hinaus.
Die Frage nach dem ‚virtuellen Leben einer Website‘ über das biologische (Tod) oder ökonomische (Pleite) Ende ihrer Betreiberin/ihres Betreibers hinaus zu stellen, wundert mich sehr. Weil sie mir eine Vorstellung des Netzes zu verraten scheint, die seiner Struktur (Signale bewegen Signale, sehr kurz gesagt) wenig gerecht zu werden scheint.
Eine Website ohne laufende Veränderung ist ein Felsen in der Brandung – sieht toll aus, stabil und alles, wird aber früher oder später, meistens frühger, unterspült – und kein Hahn kräht mehr danach. Das Dynamische, Lebendinge einer Website ist das Dabeisein, das Miteinander, nicht eine existentielle, permanente Qualität. Vielleicht gibt es das (was in Büchern und Laudatien noch dahin vegetiert) im Netz nicht mehr, auch wenn viele Netz-Bürger nach genau diesen Trauben emsig hüpfen.
Mich würde eine ‚tote‘ Site traurig stimmen. Wie ein Grabstein mit dem trotzigen ‚Hier liegen meine Gebeine, ich wollt‘, es wären Deine‘ aus dem bekannten Sketch. Anspruch und Scheitern, in Stein, oder hier in Pixel, gebrannt.
Lebendes Netz aber ist Bewegung, Anpassung und geschmeidiges Flirren. Das kann man verachten oder mißachten oder ablehnen – aber ioch denke nicht, daß es dem Netz austutreiben wäre. Die Gier nach dem Miteinander ist immer auch immer der Wunsch nach der Sicherheit der Sklaven und der Geborgenheit der Subalternen, die beide – funktionieren. Das Leblose aber tut das selten, und das bloße Erinnern ist nichts, es sei denn, es gibt die sich Erinnernden, in denen der Gedanke zur Tat schreiten kann.
Ich habe ja noch ein altes Blog (http://alteeule.blogg.de), das von 2005 bis Oktober 2008 lief, in das ich jetzt nichts neues mehr eintrage. Laut Statistik wird es noch genau so oft angeklickt wie mein jetziges. Die Kommentare sind nur noch Spams, aber ich habe jetzt mal genau in Site Meter reingeschaut: einige Posts von 2007 und früher wurden einige Minuten lang besucht, also gelesen. Da im Internet ja nichts ganz verschwindet, habe ich die Hoffnung, dass auch nach meinem sozialverträglichen Ableben einige Leute noch den einen oder anderen lichtvollen Gedanken von mir lesen…. 🙂
Auch ich bin für das Treiben lassen. Yooh definitiv. Alles Liebe KArin