Übergang
Seltsam. Dieses Jahr ist alles so anders als sonst – und dabei ist äußerlich alles gleich geblieben. Ich spüre den Übergang der Jahre nicht. Sonst hatte ich dafür immer ein besonderes Gefühl: Das eine geht, das andere kommt.
Dieses Mal verschwimmt der Übergang. Es ist als wäre das Neue Jahr schon da. Schon vor einigen Tagen habe ich ein Foto mit Winter 2011 markiert. Ein Versehen? Merkwürdig ist dieses in die Zukunft schauen für mich. Das passt nicht zu mir. Andererseits ist es auch gar kein richtiges In-die-Zukunft-Schauen, es ist als vereinnahmt die Gegenwart, die Zeit die kommt.
Wahrscheinlich ein Frevel. Eine Anmaßung, die nur mit Demut zurückzunehmen ist.
Neujahr ist ja ein willkürlich gesetzter Termin. Warum soll man da besondere Gefühle entwickeln? Doch nur, weil eine unbestimmte Tradition es erwartet.
Einerseits ist es schön, eine Zeit im Jahr zu haben, an der besonders viele Menschen mal innehalten und nachdenken. (Und in winterkalten Regionen eignet sich die dunkle Jahreszeit gut dazu.)
Andererseits ist niemand gezwungen, seine persönliche Rückschau genau in dieser Zeit zu halten. Es kann auch ein ganz anderer Tag sein, der Geburtstag vielleicht, oder der Tag, an dem der Baum vor der Tür das letzte Blatt verliert, oder der Tag, an dem man den ersten Krokus des Jahres erblickt. Oder sonst einer.
Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr war für mich im letzten Jahrzehnt beruflich bedingt eine Zeit, die ich sehr gut zum Ausklingen nutzen konnte. Das habe ich auch intensiv gemacht und daher viel Kraft aus diesen Tagen gezogen. Vielleicht gerade, weil ich an keine Traditionen gebunden bin.
Deshalb bin ich zum Glück auch von Erwartungen verschont. Das was ich im Artikel schrieb, war doch eher eine Beschreibung, wie ich mich in den vergangenen Jahren fühlte und erlebte und dass dieses Erleben in diesem Jahr ein anderes ist. Das ist spürbar.