Feierabend
16:00 Uhr die Sonne geht unter. Der ganze Nachmittag war schon so trüb und düster. Aber ich klage nicht, darf gar nicht davon anfangen, denn es dauert noch ein paar Monate bis die Helligkeit wieder über den Feierabend hinaus anhält.
Vor kurzem habe ich ein Buch über Christiane und Goethe von Sigrid Damm gelesen. Meisterhaft und erschütternd geschrieben, stand auf der Rückseite der Taschenausgabe. Dem kann ich mich nicht anschließen, trotzdem fasziniert dieses Buch. Sigrid Damm hat viele Fakten über Christiane Vulpius oder die spätere Christiane von Goethe ausgegraben – nur bei ihrer Interpretation kann ich mich nicht immer anschließen.
Jetzt liebäugle ich schon eine Weile mit den neu übersetzten Tagebüchern von Pepys. Schade, dass sie so teuer sind.
Schade, daß Du nicht näher ausführst, wo und wieso Du Dich nicht anschließen kannst (den Interpretationen von Sigrid Damm in ‚Christiane und Goethe‘).
Das Buch hat mich den Herrn Goethe, den ich an sich immer für einen ziemlichen Gecken gehalten habe, erheblich freundlicher ansehen lassen und war obendrein eines, das sich angenehm und mit Gewinn für ein eigenes Bild des Weimars jener Zeit lesen ließ.
170€ für Mr. Pepys‘ Diaries ist wirklich ein sehr stolzer Preis. Hier kannst Du sie für lau auf Englisch lesen.
Ich habe mir beim Lesen leider keine Notizen gemacht. Für mich ergab sich aber an etlichen Stellen in denen Sigrid Damm Brief- oder Tagebuchzitate bewertet, ein ganz anderes Bild. Meistens ging es dabei um Aussagen über das Gefühlsleben von Christiane. Aber wahrscheinlich ist das nur natürlich, dass sich jede Leserin ihre eigenen Gedanken dazu macht. Es ist jedenfalls ein faszinierendes Buch, das viel Einblick in die sozialen Beziehungen zu dieser Zeit gibt und den Alltag an Hand von Dokumenten, Rechnungen und Niederschriften beschreibt.
Danke für den Link zu den Pepys Tagebüchern. Ich werde mal darin stöbern, aber ich gebe zu, dass ich bestimmt Texte doch mehr in Buchform mag.
Die Buchform, ja, das ist wahrlich ein Schwergewicht. Mir geht es ähnlich. Ein Buch hat Gewicht und Autorität, und das beeindruckt mich sehr. Weswegen ich dem Internet, abgesehen von seiner Neuigkeit, auch zunehmend weniger Bedeutung zumesse. Was mich aber wiederum stört, denn ich frage mich, ob ich denn nun dem Inhalt und der Form eines Textes mich lieber unterwerfen möchte oder den Mechanismen und Medien seiner Verbreitung.
Bücher sind immer auch Diktate – von Lektoren, Verlegern, Käufern und Rezensenten. Und sie halten sich so schön in der Hand. Gewicht, Form, Gestaltung, Preis und Lob (auf Klappentexten oder woanders) spielen eine große Rolle.
Letztlich aber ärgert mich das sehr!
Ich wäre gerne Subjekt, kritisch und selbstisch. Bin es aber nie, wessen ich mich heimlich schäme und trotzdem nicht weiß, ob das nicht für uns alle und für immer so sein muß und nicht auch – gut ist.
Wahrscheinlich ist meine Psyche so mit der heimeligen Situation des Bücher Lesens verwoben, dass ich darauf einfach nicht verzichten kann.
Ich brauche mein Nest aus Büchern http://www.claudiakilian.de/wo-ich-auch-immer-bin
Da ändert es auch nicht viel daran, wenn ich hier so viel online bin.