Kein Kasperle-Theater
Obwohl ich meinem Unmut über die Begleiterscheinungen der Bundespräsidentenwahl mit dem Eintrag Volk ohne Wahl äußerte, habe ich die letzten beiden Tage zahlreiche Gespräche geführt, in denen ich gegen die abfälligen Anmerkungen von Bekannten andiskutierte.
Nein, die Wahl des Bundespräsidenten ist kein Kasperle-Theater. Sie ist Teil unserer Demokratie – und ehrlich gesagt, ich bin froh, dass wir kein Kasperle-Theater in Form einer überkommenen Monarchie haben. Und ich bin froh, dass sich unsere Demokratie verändert. Allerdings wäre es schön, wenn sie sich schneller veränderte und wenn nicht immer nur wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stünden.
Nein, das ist kein Kasperle-Theater. Das ist auch kein Theater in dem der Geist des Chors spucken sollte. Wer ist das überhaupt? Der Chorgeist? Vielleicht rumort es doch ein bisschen unter dem Wahlvolk und vielleicht zeigt sich da auch etwas mehr, als eine Freizeit- und Event-Demokratie, die das Sommerloch und die Fußballpause füllen möchte.
Optimismus schreibe ich mir heute auf die Flagge. Optimismus.
Die sprachen gestern nicht vom „Chorgeist“, sondern vom „Korpsgeist“, das ist so eine Art konservatives Wir-Gefühl.
Man könnte auch vom Gruppenzwang sprechen, das würde auch besser zu denen passen.
Wen wollten sie denn mit ihrem Geist des Korps erschrecken?
Ich finde Chorgeist viel witziger. Hab den Begriff auf Twitter gefunden und fand ihn passend: Sie singen alle im Chor – Leider hatten sie nicht mit einem Kanon gerechnet. Aber der hat ja dann auch geklappt.