Ablästern
Ablästern ist Volkssport geworden. Im Büro, im Web 2.0, in den Medien. Überall dort, wo Menschen sind wird abgelästert. Der Spaß am Klatsch und Trasch scheint im menschlichen Gen-Code festgeschrieben zu sein. Manchmal verkleidet sich das Ablästern mit dem Mäntelchen der Kritik. Da wird unter der Gürtellinie abgelästert und die offizielle Verlautbarung spricht von ehrlicher Kritik bzw. kritischer Meinungskundgebung.
Da mischt sich ganz schön was zusammen. Ich bin nicht gefeit von dieser Versuchung. Wie heißt es so schön: Pflege deine Feinde. Feinde im klassischen Sinn, habe ich nicht. Aber ich habe so manche Abläster-Quelle. Arrogante Schnösel. Hach, was kann ich über die ablästern.
Geizhälze! Ganz, ganz schlimm. Oder oberflächliche Menschen. Stundenlang könnte ich darüber ablästern.
So kann man doch nicht sein! Unmöglich.
In den letzten Jahren bin ich etwas kleinlauter geworden. Seit ich das Prinzip der Projektionen verstanden habe. Seitdem kommt ab und an der Gedanke in mir hoch: Warum lästere ich jetzt ausgerechnet über diese Frau ab? Oder warum bringt mich dieser Mann auf die Palme?
Dieser Spiegel gefällt mir dann nicht immer. Dann werde ich wieder leise.