Die never-ending Frauenfrage
Das andere Geschlecht – Sexismus im Internet hieß die Veranstaltung, die im Raum so betulich dahin plätscherte – und im Internet total aus den Fugen geriet.
Was soll ich dazu schreiben? Das Patentrezept heißt, es immer wieder anzusprechen. Aber das macht müde und ist auf die Dauer langweilig. Es ist immer wieder die gleiche Mühle und zum Schluss steht ein Mann auf, der sagt: „Ich weiß gar nicht, was ihr meint. An welcher Stelle im Netz fühlt ihr euch denn jetzt diskriminiert?“ An dieser Stelle fühlt frau sich wie in der Geschichte mit dem Murmeltier. Alles zurück auf los und wieder von vorne anfangen.
Ein Leben lang. Mein Leben lang. Aber dazu wird mir mein Leben langsam zu schade. Jetzt sind mal die anderen dran.
Ich ziehe mich jetzt einfach raus, wenn es um mich herum sexistisch wird.
Nachtrag: Ich bin dann mal woanders, schreibt Antje Schrupp. Sehr klug, sehr weise. Aber es ändert nichts daran, dass frau ab und zu auch mal da sein will.
Und täglich grüßt das Murmeltier … wie Recht du hast!
Ich könnte mich rausziehen, wenn es nur mich ganz persönlich betreffen würde. Aber es sind einfach zu viele Frauen, die das täglich im Netz erleben, als dass ich das „vorgeblich Normale“ dieses Shitstorms tolerieren könnte.
Wir brauchen Frauen, die das immer wieder zum Thema machen, dem Murmeltier zum Trotz. Aber … das ist eine gute Idee! Sobald sich die Diskussion zum Kreis schließt, durch den von dir beschriebenen Vorgang, werde ich nur noch „Murmeltier“ sagen oder schreiben und damit die nächste Runde im Hamsterrad beenden, statt an dieser Stelle weiter zu strampeln. Manchen kann man/frau es nämlich wirklich einfach nicht klar machen, dass es nur wenige Frauen gibt, die es „normal“ finden als „Fickstück“ bezeichnet zu werden.
Klasse Idee, Claudia & Gudrun. Bitte RTen.
Ich glaube, mit hartgesottenen Chauvis kann man ebensowenig diskutieren wie mit Antisemiten, Verfechtern der Apartheid und ähnlichen Irren. Eine Diskussion über irgendetwas ist ja nur möglich zwischen Gesprächspartnern, die einander als diskussionsfähig wahrnehmen.
Dumpfe Chauvinisten sind weder diskussions- noch satisfaktionsfähig; soweit es möglich ist, tun Männer wie Frauen gut daran, solche Leute zu ignorieren. Wo es nicht möglich ist (z.B. wo man dergleichen als Kollegen oder gar Arbeitgeber ertragen muß), braucht man Techniken des inneren Rückzugs: Schwierig, aber für die eigene seelische Gesundheit vonnöten.
[…] hat das Thema aufgenommen und zusammen mit Piratenweib die Idee gehabt, bei künftigen Unflatergüssen bloß noch mit […]
@Claudia: Das Verblüffende daran ist ja, dass es nicht nur die hartgesottenen Machos sind, die ständig und permanent, kleine frauenfeindliche oder sexistische Bemerkungen machen. Die hartgesottenen Machos sorgen bei einen unmoderierten Chat zum Thema Feminismus bei der re:publica dafür, dass sich viele Frauen den livestream nicht ansehen mögen, wenn sie parallel dazu den Schweinekram lesen müssen. Die kleinen sexistischen Bemerkungen sorgen im Alltag dafür, dass es unangenehm ist, weiblich zu sein. In der Arbeit z.B. aber auch in der Öffentlichkeit oder in den Verkehrsmitteln und und und – und manchmal auch im Internet.
Deshalb tut es ja auch so gut, wenigstens ab und an alleine zu sein. Siehe Genderdebatte in der Piratenpartei. Was sollen dort die Frauen machen? Die Partei verlassen?
Ich sehe nicht den geringsten Grund, die Piratenpartei ernst zu nehmen – und das nicht nur wegen dieser Auswüchse. (Übrigens ist die Piratenpartei damit nicht allein unter den Parteien.)
Ich glaube, den Vertretern der Männerwelt, bei denen das Hirn vom primären Geschlechtsmerkmal gesteuert wird, sollte man weniger Aufmerksamkeit entgegenbringen. Wenn Parteien, Vereine, Bündnisse und dergleichen von diesen Vertretern geprägt sind, so müssen sie ohne Frauen auskommen. Stell Dir vor, sie wollen den ganzen Tag lang Frauen provozieren und dann kommt keine. Das ist eine Strafe für solche Typen.
@Claudia: Vielleicht machst du dir keine Vorstellung von meiner Realität. Bei der re:publica wird über den geringen Frauenanteil geklagt, dabei sind 20% der speaker weiblich. Der Anteil der weiblichen Besucherinnen liegt sicher noch höher. Das ist ein Umfeld von dem ich im beruflichen Umfeld nur träumen kann. Wenn ich auf Fortbildung gehe sind da 30 Männer und ich.
Nichts gegen jeden einzelnen dieser Männer und in der Regel pöbeln sie mich auch nicht an. Aber immerhin haben sie es geschafft, dass alle Frauen in meinem beruflichen Umfeld verschwunden sind. Das ist nicht gut für mich – und für die Anwenderinnen auch nicht.
Nein, es geht nicht immer nur um das Derbe und Pöbelnde, es geht auch um die Mechanismen, die sie einfach drauf haben um immer wieder dafür zu sorgen, dass sie unter sich weiterspielen.
Da können die Frauen noch so gut ausgebildet sein und noch so viel Power haben. Sie werden ganz langsam klein gerieben – und bis sie es merken ist es oft zu spät.
[…] Claudia Kilian – Die never-ending Frauenfrage […]
Stephanie von der Mädchenmannschaft hat heute noch mal zu diesem Thema gebloggt: http://maedchenmannschaft.net/in-was-fur-einer-gesellschaft-wollen-wir-leben/
Und ich habe die Fortsetzung dazu geschrieben: http://www.piratenweib.de/?p=1396