Journal17092022

Gestern habe ich viel über meine Krankheit gelernt. So viel, dass es sich nicht einfach zusammenfassen lässt. Es ist kompliziert. Das trifft es.

Etwas überwältigt war ich, als ich bei der „Spezialsprechstunde Mundschleimhaut“ im Ausbildungsbetrieb der Uniklinik gelandet bin. Zuerst saß ich da in einem riesigen Wartesaal mit meiner Zahnphobie alleine zwischen lauter übergroßen Zahnpostern und Implantatbildern mit. Es war schrecklich. Ich kann nämlich keine Zähne sehen. Außer beim Lächeln. Aber sonst nicht. Ich kann kein Gebiss anschauen, keine künstlichen Zähne, keine die sich außerhalb des Körpers befinden, es sei denn sie sind versteinert. Mir wird da ganz unangenehm und übel. Auch von graphischen Darstellungen von Zähnen. In dieser Hinsicht bin ich schon eine Mimose. Noch schlimmer wird es dann bei der Zahnbehandlung, da bin ich eine Angstpatientin.

Meine „Sprechstunde“ begann überraschend in einem Saal mit gefühlt einem Dutzend Zahnbehandlungsstühlen. Mir ist das Herz so was von durchgegangen.

Trotzdem hat es sich für mich sehr gelohnt, dass ich hingegangen bin, denn ich habe sehr, sehr viel erläutert bekommen. Zum Beispiel auch, warum es so wichtig ist, dass eine Hautärztin eingeschaltet wird. Die Entzündungen können nicht nur im Mund, sondern an jeder anderen Stelle am Körper auftreten. Und da wo sie auftreten, zerstören sie die Hautzellen unwiederbringlich. Bei der Haaren z.B. töten sie die Haarwurzel ab. All meine entzündeten Stellen im Mundbereich sind also „unheilbar“ erkrankt. Das hatte ich zwar auch irgendwo gelesen, aber noch nicht verinnerlicht. Für mich war die Vorstellung so vage: die Entzündung klingt ab und dann ist zwar nicht alles gut, aber mindestens alles viel besser.

So ist das leider nicht. Die Ärztin meinte, in der Regel würden die Symptome nach ca. Zwei Jahren von den Patient*innen nicht mehr als so störend wahrgenommen. Halleluja. Das heißt wahrscheinlich nach zwei Jahren sehen die Betroffenen im Inneren ein, dass es keine Heilung gibt und dass das Ignorieren aller Symptome, der einzige Weg zu mehr Lebensqualität ist.

Die Krankheit ist übrigens gar nicht so selten, meistens sind die Symptome aber auch nicht so unangenehm. Die Variationsmöglichkeiten sind da sehr, sehr breit.

Jedenfalls bin ich froh, dass sie mich zur Vorsorge in ihr Programm aufnehmen. Die Krankheit hätte „Entartungspotential“.

Zusammenfassend würde ich sagen, es gab viel Licht und viel Schatten. Aber nachdem mich der HNO gefühlt so „abserviert“ hatte, bin ich froh nun wieder eine medizinische Anlaufstelle gefunden zu haben.

Nachtrag für mich, der Vollständigkeit halber: Auch das Thema Allergie wurde erörtert. Bisher hieß es immer eine Allergie sei ausgeschlossen. Jetzt wurde erläutert, dass eine allergische Reaktion auch einen Schub auslösen könne. Allergie bedeutet Stress und Stress sei der übelste alle Treiber der Krankheit. An zweiter Stelle stehen die Wechseljahre. Warum das so ist, weiß niemand, das wird interpretiert über die Statistik zu den betroffenen Personen.

Comments (2)

ViolineSeptember 18th, 2022 at 06:43

(((Claudia)))
Deine Beschreibung der „Spezialsprechstunde Mundschleimhaut“ liess mich lachen (trotz des Ernstes der Situation). Deinen Humor hast Du offensichtlich nicht verloren.
Ich wünsch Dir einfach alles Gute. Wer weiss, wo noch ein Licht aufscheint.

[…] Über den Kommentar von Violine zum letzten Eintrag habe ich nachgedacht und dabei ist mir aufgegangen, dass diese Situation zum ersten Mal auch Humor zuließ. Seit ich gemerkt hatte “ hoppla, da ist etwas in meinem Mund, um das ich mich kümmern muss“, befand ich mich in der typischen medizinischen „Maschinerie“. Da ist nur angesagt, möglich unauffällig als kleines Rädchen in den Betrieb zu passen. Alles ist durchgetaktet und die andere kennen schon die nächsten Schritte. Als Patientin war ich immer hinten dran mit dem verstehen, was jetzt warum passiert. Das ging bis zur Diagnose so, da gab es ein „peng“ – das war es dann.Gefühlt bin ich da richtig ins Leere gestürzt. […]

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