Journal07052021

Seit ein paar Tagen geht mir ein Gedanke durch den Kopf, der immer wieder kommt. Obwohl ich ihn jedesmal heftig und nachdrücklich verjage: Was wäre gewesen, wenn der Krankheitsverlauf von Covid zwar prozentual genauso tödlich verlaufen würde, aber keine Intensivbehandlung in Frage käme? Wenn es genauso viel Ansteckungen, Todesfälle und Longcovid-Symptome usw. gäbe, ein Teil der erkrankten Menschen aber einfach nach einer kurzen Krankheitszeit sehr plötzlich verstürben?

Sie hätten die Pandemie dann laufen lassen, sie hätten die Menschen sterben lassen, da bin ich ganz sicher. Sie hätten sie geopfert, genauso wie einige es am Anfang der Pandemie ja auch diskutieren wollten. Das ist der Punkt, an dem ich diesen Gedanken hartnäckig wegschiebe, damit sich das Szenario nicht weiter in meiner Seele festfrisst. Es ist zu stimmig. Zu präsent. Und auch dann wären ja später auch die jüngeren Menschen gestorben oder eben mit Longcovid sehr krank geworden. Es wären so viele mehr geworden.

Diese Politik ist so durch und durch verroht, dass mir davor graust.

Sorry, hier sind die Themen immer noch etwas düster. Düsterer als meine persönliche Stimmung. Selbst beim Thema Impfen bin ich gelassener geworden. Obwohl ich es mittlerweile sehr zynisch finden, dass ich japsend unter der FFP2-Maske mir die Held*innen-Geschichten anhören soll, wer wie wo was gedreht hat, um an seinen Impftermin zu kommen.

Nun ja, ich harre der Dinge, die da kommen und lese in der Zwischenzeit mit Vergnügen die schäumenden Statements der verschiedenen Kassenärtzlichen Vereinigungen. Sie sehen mit jeder im Impfzentrum verimpften Dose ihre Einnahmen wegschwimmen. Dabei sind die Impfzentren doch der letzte Garant dafür, dass wenigstens ein Teil der Priorisierungen korrekt läuft.

Nach der Pandemie könnte Deutschland ruhig mal darüber nachdenken, dass eine zusätzliche staatliche medizinische Infrastruktur im Gesundsheitswesen durchaus Vorteile hat.

Comments (1)

ClaudiaMai 13th, 2021 at 11:34

Mich wundert dieser Gedanke! Denn mir erscheint es sehr viel wahrscheinlicher, dass dann alle/die meisten die Pandemie noch viel viel ernster genommen hätten – und sich persönlich noch sehr viel vorsichtiger verhalten hätten.

Es ist auch eine seltsame Vorannahme: Intensivmedizinische Behandlungen sind fester Bestandteil unseres Gesundheitssystems, die doch nichts anderes tun als die ansonsten „finale Phase“ intensiv behandeln, mal mit, mal ohne Erfolg.

Gäbe es keine Intensivbehandlung, würden die Leute eben auf Normalstation sterben oder zuhause – es ändert nichts grundsätzlich.

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