Journal27102020
Die Zahlen der Neuinfektionen steigen exponentiell in Europa und ich kämpfe mit meiner Gemütsausstattung. Denn sie ist zum emotionalen Ausgleich verdammt. Mir fehlt in dieser Hinsicht ein Filter in den Einstellungen: Gibt es Leid auf der Welt, dann leide ich. Steigt das Leid exponentiell, dann leide ich exponentiell.
Als Kind konnte ich kaum begreifen, dass die Menschen einfach in dem Wissen leben, dass so viele Kinder an Hunger sterben.
Als Jugendliche konnte ich kaum begreifen, dass Menschen weiterleben können, mit der Gewissheit, dass es Faschismus gab und gibt und immer weiter geben wird.
Als Erwachsene hab ich mir antrainiert, mir bei anderen abzuschauen, wie sie das machen: das mit dem Leid der Welt und der Unmöglichkeit es auszuhalten.
Heute bricht mein mühsam konstruierten Gerüst mir unter dem Hintern weg und ich bin wieder da, wo alles begann.
Ich leide.
Irrational, aber hartnäckig.
Und am Meisten leide ich unter dem von Menschen gemachten Leid.
du musst mehr herausfiltern. lass es nicht so nah an Dich herankommen.
Ich muss?
Zum Glück nicht.
Nein, niemand muss, aber man sollte. Gelingt mir auch nicht, und der Stresspegel um mich her steigt ja auch stetig. Deshalb: Ich sollte…