Tausend Zeilen Lüge
Juan Moreno deckt die Lügengeschichten des preisgekrönten Reporters Claas Relotius auf und riskiert dabei um ein Haar seine Karriere und seine Existenz. Der Autor beleuchtet ein System der Eitelkeiten, der Miteinander-Verbandelten. Nebenbei und ungewollt erzählt das Buch auch eine Geschichte über Alltagsrassismus in Deutschland. In deutschen Medien.
Es dreht sich um ein Stück Zeitgeschichte bei dem niemand eine gute Figur macht. Niemand will die Lügen oder die Fälschungen aufdecken. Die Wahlheit ist zu wenig pittoresk für die Reportage im Gesellschaftsressort.
Es ist erschreckend zu sehen, wie wenig man Juan Moreno glauben wollte. Wie sehr er nachlegen musste. Immer mehr riskieren, weil nicht sein darf, was nicht sein soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Kollegen diesen brisanten Weg gegangen wären. Es ist hoffnungslos, wenn alle des Kaisers neue Kleider loben und du alleine seine Nacktheit kritisierst.
Der Skandal kam zur Unzeit auf. Zu einer Zeit in der Medien eine vertrauensvolle Säule der Demokratie sein müssen, stürzte ein Medienhaus über seinen eigenen Ehrgeiz.
Juan Moreno hat das großartig aufbereitet.