Zukunft

Am zweiten Tag tut der Ausstieg der Briten noch mehr weh. Vielleicht weil sich die Informationen langsam im Herz absetzen. Wenn politische Diskussionen heftig geführt werden, ist immer wieder die Rede davon, dass sie nicht emotional geführt werden sollen. Was für ein Blödsinn! Emotionalität und Sachlichkeit schließen sich doch nicht aus. Genauso wie Unsachlichkeit nicht immer durch Emotionalität hervor gerufen wird.

Ich versuche mich reinzudenken in das, was jetzt auf uns zukommt. Beziehungsweise in die Situation, wie sie sich uns jetzt bürokratisch darstellt. Die praktische und angewandte Politik ist in den letzten Jahren ja zur angewandten Bürokratie mutiert. Und das meine ich nicht abwertend. Ich habe die Bürokratie in den letzten Jahren schätzen gelernt. Wenn sie funktioniert, gibt sie ein stabiles Gerüst vor, mit dem es sich sicher und gut leben lässt. Funktionierende Bürokratie ist ein echter Gewinn an Lebensqualitãt und wenn sie optimiert ist, ist sie mittlerweile fast unsichtbar.
Uns fällt sie in der Regel immer nur auf, wenn sie gerade nicht funktioniert. Wenn eins der Rädchen sich verhakt oder die Kette sich vom Zahnrad löst. Dann gerät alles drunter und drüber und wir schimpfen über die Bürokratie, als hätte sie uns vorher nicht weit über das Gelände gebracht.
Gut, da gibt es noch die Bürokratie mit der die Herrschaftsklasse den Ohnmächtigen zeigen will, wo der Hammer hängt: ALG II, die Ausländergesetze und so weiter. Da wird Bürokratie als Machtmittel genutzt.
Sie kann eben so oder so eingesetzt werden. Aber zunächst ist sie ein Arbeitsmittel, das gut funktionieren kann. Zum Beispiel gegen Diskriminierung.

Aber worauf ich eigentlich hinaus wollte, war die Bürokratie, die jetzt auf den Brexit folgt. Die Politik hat jetzt gerade mal einen kleinen Paragrafen. Eine Ausstiegsregel ohne praktischen Hintergrund. Keine Auslegungsvorschriften, keinen Umsetzungserlass, keine Rechtssprechung. Das ist wie ein Vakuum. Du kannst nicht einfach die Tür zum Vakuum aufmachen. Du musst dir erst eine Lösung zum Druckausgleich einfallen lassen, sonst wird es für den der geht, aber auch für die die bleiben gefahrlich. Bis dahin gibt es noch gemeinsame Interessen. Aber schon kurz darauf, sieht das schon anders aus.
Die Verhandlungen werden also ziemlich anstrengend werden. Aber das Vakuum wird sich füllen, mit Ideen, mit Wissen, mit Lösungsansätzen, mit Bürokratie, mit Macht, mit noch mehr Machtgefälle.
Aber was wird die Politik tun?

Wird sie begreifen, dass sie eine Blutzufuhr braucht? Wird sie verstehen, dass Politik nicht nur aus Wirtschaftshörigkeit bestehen darf? Wird sie sich daran erinnern, dass sie für die Menschen gemacht wird, die das Kreuzchen machen?

Leave a comment

Your comment

Kommentarlinks könnten nofollow frei sein.