Wechseljahre
Bei den Kommentaren drüben bei der Frau Kaltmamsell fällt mir ins Auge, dass sich einerseits so viele Frauen wünschen, dass mehr über die Wechseljahre gesprochen und geschrieben wird, dass sie andererseits bei ihren Schreibaktivitäten zu diesem Thema keine Resonanz – oder negative – erhielten.
Trotzdem erhält der aktuelle, eher unaufgeregte Beitrag der Kaltmamsell so viel Kommentare und Zuspruch. Kommt da etwas zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle von der richtigen Person oder steckt da etwas anderes dahinter? Diese Frage wird wahrscheinlich in wenigen Wochen beantwortet sein. Dann nämlich, wenn das Thema tatsächlich aufgenommen und sich in der Blogosphäre hält.
Ich bin noch ein bisschen skeptisch in dieser Hinsicht und setze große Hoffnung in die bloggerischen Fähigkeiten der Kaltmamsell und ihrer Kommentatorinnen. Es ist nicht so einfach sich einem neuem, bisher tabuisierten Thema auf Alltagsniveau zu nähern. Das ist es, was ich als Bedürfnis bei den Frauen verspüre. Sie erwarten eine Antwort auf die Frage, was macht die Menopause mit mir? Bin ich die einzige Frau auf diesem Planeten, die so aus der Spur gerät? Nehme ich eine Abzweigung, die gar nicht so ungefähren oder unbegangen ist, wie ich bisher glaubte. Sie suchen zuerst nach einem Miteinander und Nebeneinander, möchten ein Gemeinsamsamkeitsgefühl, keinen Ratschlagsoverkill.
Aber sind wir es gewohnt, uns unsere Weinerlichkeit gegenseitig zu gestatten? Ein echter Austausch wird nur möglich sein, wenn das gelingt. Ich möchte nicht verallgemeinern, aber wahrscheinlich gilt für viele bloggende Frauen im mittleren Alter wie für mich, dass unsere Sozialisation uns zur Zurückhaltung anhält, wenn es um uns selbst geht. Das ist nervig, denn es bedeutet immer sehr viel mehr Energie, die notwendig ist, um diese Barriere zu überwinden. Das bedeutet auch, dass der gegenseitige Zuspruch unbedingt notwendig ist, um die Thematik am Laufen zu halten. Denn alles was nicht sofort eine aktive Resonanz erhält, wird dann oft für bedeutungslos gehalten. Und ein blöder Kommentar kann das gerade aufgewachte Selbstbewusstsein in dieser Hinsicht wieder ersticken.
Das sind die üblichen Methoden, um die Frauen unsichtbar zu machen. Die funktionieren gut und leider haben wir sie selbst auch verinnerlicht.
Wenn ich sichtbar bleiben will, dann muss ich jetzt etwas dazu sagen, habe ich gelernt. Es ist noch nicht lange her und manchmal bin ich richtig gehend müde vom vielen Lernen. Eigentlich dachte ich, dass ich mit 50+ etwas langsamer machen könnte. Aber es zeigt sich, dass von mir erwartet wird, dass ich mehr denn je Sachen lerne. Und nein: lernen hält mich nicht jung. Lernen ist anstrengend geworden. Es erfordert mehr Energie von mir als früher und jede eingefleischte Verhaltensweise, die ich jetzt noch ablege, fühlt sich an, als würde ich ein Stück von meiner Haut abziehen. Und es dauert lange, bis sich diese Stelle wieder geschützt anfühlt.
Ich bin die erste Frau in meinem aktuellen beruflichen Umfeld (das ist geschlechterdurchmischt, im Gegensatz zu meinem früheren Umfeld in dem ich die einzige Frau war) die ihre Blutungen erwähnt – erwähnen muss – weil es manchmal deswegen zu spontanen Sitzungsunterbrechungen meinerseits kommt. Mich nervt das sehr, denn ich würde mir wünschen, die Blutung könnte sich doch bitte der Sitzungsorganisation unterwerfen. Mir fiel das von Anfang an schwer, weil ich eine Frau bin, die nicht auffallen möchte. Sichtbar ja, aber eben sichtbar ohne aufzufallen.
Aber nach dem ich jetzt lange genug Antje Schrupp gelesen hatte, ist mir klar, dass das nicht gehen kann. Es liegt nicht an mir zu entscheiden, ob ich auffalle oder nicht. Weil wir als Frauen immer auffallen. Also kann ich auch den Grad meines Auffallens entscheiden. Dieses Wissen hat mich darin gestärkt, dass es richtig ist, in der Endphase des Menstruierens mich nicht wegzuducken in die Krankheit. Obwohl ich mich oft genug richtig krank gefühlt habe. Wenn ich schon die ganzen Schmerzen und das Unglück der PMS ertrage, dann müssen meine Kolleginnen und Kollegen eben ertragen, dass sie die Kenntnis mit mir teilen, dass ich ein blutendes Wesen bin. Ein stark blutendes Wesen an manchen Tagen.
So einfach, so schwer für mich. Siehe oben.
Danke für den Hinweis!
Finde ich eh gut, wenn Frauen über ihr Frauenleben-Frausein bloggen. Raus aus der Anonymität als Frau, rein ins (wahre) Leben.
Periode ist ein Scheiss, konnte ich auch nie brauchen, war auch immer schmerzhaft, und mein Myom wurde letztes Jahr so gross, dass es operiert werden musste, womit auch die Gebärmutter raus war.
Und jetzt ist erstmal Ruh. Mal sehen, wie das mit der Menopause wird, aber schlimmer hoffentlich nicht mehr. (Und tabuisierter hoffentlich auch nicht.)
Liebe Grüsse!
(Und dann hoffe ich, dass auch die Männer endlich unter der Maske von ewig Politik und Technik hervorgekrochen kommen und ähnlich wie bei der Kaltmamsell von ihren Befindlichkeiten und Unwägbarem reden – denn das Leben ist nicht leicht, für keine/n von uns und jede/r kämpft sich so durch.)
Dann wünsche ich dir weiter alles Gute für deine Gesundheit und danke für den persönlichen Kommentar!