Leichtigkeit vermisst
Kann es sein, dass früher mehr Leichtigkeit war? Beim Lesen der alten Blogeinträge fällt mir auf, wie sich die Tonlage in der Sammelmappe verändert hat. Was waren das für Tage damals? Was sind das für Tage heute?
Ob es das Alter ist, das den Texten eine andere Stimme gibt? Vielleicht auch die vielen schwarzen Tage. Die Toten, die Schüsse, die Ausssichten. Aber gab es die nicht schon immer?
Die Leichtigkeit hat sich verkrochen. Aber vielleicht hat sie nur ihren Platz gewechselt. Ich fühle mich nicht schwer. Zum Glück. Es ist eher so als hätte die Welt etwas die Farbe gewechselt. Das Licht gedimmt.
Ich schaue hinaus in den Nachthimmel und sehe die Flugzeuge anfliegen. Eine lichte Kette, die sich langsam aneinander reiht. Angekommen ist das Wort, das mir dabei durch den Kopf geht. Angekommen bin ich in meiner Welt, in meinem Leben.
Vielleicht zu sehr?
Kann es sein, dass die Leichtigkeit mit der Ankunft schwand? Dass es das Unterwegssein leichter macht?
Das sind zuviele Fragen für einen kleinen Text.
Ich lese weiter in den alten Blogeinträgen und blättere mich durch die letzten Jahre. Die Erinnerungen werden wach wie beim Anschauen eines Familienalbums: Ach, ja. So habe ich damals gedacht und gefühlt. Da waren Probleme, die sich irgendwann im Laufe der Zeit in Luft aufgelöst haben. Da gab es Glücksmomente und Freundentänze.
Festgehaltene Vergangenheit.
Archiviertes Alltagsleben.
Mit dem Alter wird mir der Blick in die Vergangenheit immer kostbarer. Immer wertvoller. Das Bewusstsein, dass schon ein großer Teil meines Lebens unveränderlich festgeschrieben ist, wird stärker und fester. Das letzte Drittel meines Lebens ist angebrochen. (Wenn ich Glück habe, falls nicht, hat sich die restliche Überlegung auch erledigt.) Ich stehe vor einem Umbruch, der seine Schatten voraus wirft. Das ist das einzige, was ich über meine Zukunft weiß. Dass ich meine bisher gemachten Erfahrungen nicht einfach eins zu eins in meine nächste Lebensphase übertragen kann.
Vorbilder habe ich in meinem direkten Umfeld nicht. Irgendwie kommt es mir vor, als wäre ich die einzige, die diesen Weg geht. Das ist natürlich nicht richtig.
Es ist eins dieser Gefühle, das sich verfestigt und an die Stelle der Realität tritt.
Ein mutiger Mensch war ich nie. Aber das hat mich in meinem Leben nicht davon abgehalten, mich unterschiedlichen Lebensituationen zu stellen. Dafür habe ich meine eigenen Methoden gefunden. Ich lasse mir Zeit, um meinen Weg zu finden. Ich schaue mich lange um und entscheide mich dann zu handeln. Wenn ich der Meinung bin, dass ich so nicht weiterkomme, suche ich mir einen anderen Weg. Bisher hat das einigermaßen geklappt.
Die Leichtigkeit wird wiederkommen, da bin ich mir ganz sicher.
Viele deiner Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Obwohl es mir zeitweise gar nicht leicht war. Sie kommt wieder, die Leichtigkeit, doch sie wird eine andere sein. Verwundert suche ich meine alte oft. Das Trällern beim Fahren zur Arbeit, das Lachen und Strahlen, alles, fast alles, tat sich mit Freude – da war so ein Kraftbrunnen in mir, da blieb es am Laufen wie im Märchen vom „Heißen Brei“ – doch irgendwann wurde ein oller Pfannkuchen draus, der hing fest – den will ich wieder fluffig kriegen!
Gruß von Sonja
Die Vermutung, dass die Leichtigkeit in der gewohnten Form nicht mehr kommt, ist ein weiterer Grund für die innere Traurigkeit.
Aber fluffig, das wäre schön.