Wut

Ich bin wütend. Auf die stille Art. Ich knalle keine Türen zu und schreie nicht. Dazu fehlen mir die Worte.
Obwohl – schreien geht auch ohne Worte. Aber nein, ich schreie nicht.

Weiß nicht mal, ob ich Grund genug dazu hätte.
Was wäre ein angemessener Grund?
Die Wut tobt in meinem Gedärm und ich versuche es mit einer Verhandlungsstrategie: Es ist es nicht wert, so zu leiden. Sie sind es nicht wert, dass ich so leide.
Vergiß einfach was geschehen ist, setz  dich in die Sonne und sei glücklich.

Eigentlich müsste ich seit fast fünf Jahrzehnten wissen, dass dieser Rat nichts taugt. Eigentlich.
Eigentlich weiß ich, dass er nichts taugt.

Und dennoch habe ich mir nicht mehr zu bieten. So viele Jahre, so viel Erfahrung, so wenig Gelassenheit.

Nichtsdestotrotz verhandle ich weiter mit meiner Wut. Sie ist es so gewöhnt und ich bin es so gewöhnt. Sie ist eine verwöhnte Göre, die sich einfach nicht zuschütten lassen will.

Sie steht aufrecht und lässt sich nicht kleinreden.

Vielleicht mag ich sie in der Zwischenzeit auch ein wenig. Obwohl sie mir so viel Ungemach bereitet.

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