Ich weiß, es sind keine Astern, das Gedicht gefällt mir dennoch sehr.
Abends male ich Bilder. Zuerst ein paar geometrische Muster, seit drei, vier Tagen florale Motive. Ich tue mir schwer damit. Hab seit Jahrzehnten keine Wasserfarben mehr angefasst. Aber malen beruhigt ungemein.
Andere können es besser. Aber meine Blumen gefallen mir auch.
Wieder ein wunderschöner herbstliche Tag. Passend dazu wählt mir Chatgpt ein Zitat von der Schriftstellerin Edith Wharton aus:
„Es gibt zwei Arten des Lichts: das leuchtende und das reflektierte. Wir dürfen niemals vergessen, dass wir manchmal das eine und manchmal das andere sein müssen.“
Die warmen Farben und das Licht erinnern daran, wie die Natur und auch wir selbst immer wieder Licht und Wärme ausstrahlen können – auch in den ruhigeren Momenten des Jahres.
„Träume sind notwendig, um durch den Nebel der Realität hindurchzugehen.“
Der Nebel der Realität. So fühlt sich das Leben gerade an. Da draußen ist all das Bekannte, aber durch den Nebel ist es gut versteckt. Ich ahne viel und will nicht wirklich wissen, was der Nebel noch so alles verbirgt.
Gut es es die Träume gibt. Träume versprechen Heilung und Zuversicht.
„Im Dunkel der Ängste den Sternenstaub suchen.“ – Nelly Sachs
Meine poetische Stimmung ist trüb, der Rest meiner Persönlichkeit stabiliert sich.
Alles was passierte, ist das, was sich schon so lange abzeichnete. Das magische Denken, dem sich so viele Menschen hingeben, ist verpufft. Die Strategien der Dreisten und Feisten gehen auf.
Ich werde immer wachsen, auch wenn mich nichts mehr trägt.
Rose Ausländer
Das Zitat passt heute besonders gut. Seid lieb zu euch und den anderen. Wir werden uns gegenseitig noch sehr brauchen.
Das magische, politische Wunschdenken hat nicht funktioniert und die Eskalationsstrategie der Rechten ist wieder aufgegangen. Wie im Bilderbuch. Alles läuft nach Plan. Weil die, die es könnten, den Knoten nicht durch schneiden. Sie wollen sich alle noch ihre Krümmel sichern, die unter den faschistischen Tisch fallen.
Auf der Suche nach kommenden Zeit. Der Bonuszeit. Die, die es obendrauf gibt. Eine Generation vor uns hieß es „Das haben wir uns verdient.“ Gemeint war der RenterInnenkonsum in all seinen Ausprägungen. Es war die Kriegskindergeneration, die überzeugt war, dass ihnen das alles zusteht. Sie hatten viel mitgemacht in ihrer Kindheit und später in ihrem Leben viele Geheimnisse, viel Leid und zwiespältige Gefühle weitergegeben.
Ich empfinde im Moment tiefe Dankbarkeit, dass ich in diesem Lebensabschnitt ankommen konnte. Dass er gestaltbar vor mir liegt. Was für ein Geschenk!
Ein Zitat von Anaïs Nin: „Das Leben schrumpft oder dehnt sich aus, proportional zum eigenen Mut.“
Es ist vollbracht. Heute Mittag bin ich über die Ziellinie gekrabbelt und habe das fremdbestimmte Leben hinter mich gebracht. Pünktlich zum letzten Lebensabschnitt mit fast halbierten Einkommen, sagen sich hier täglich neue Kosten an. Eine Mieterhöhung, die mich ca. 2,5 Rentenpunkte kostet, eine teure Zahnbehandlung und gestern gibt mein Laptop den Geist auf.
Willkommen im neuen Leben.
Ich bin ziemlich schlaflos in diesen Tag gestartet, die Anspannung war wieder deutlich beim Gehen zu spüren. Den ganzen Tag war ich mit Kram beschäftigt und zum Schluss stellt sich heraus, dass ich die einzige Sache, die mir wichtig war im Büro vergessen hatte.