Journal13012025

Gestern saß ich auf meinem Rentnerinnen-Faltkissen auf der Parkbank und sah den Wolken zu. Und den Krähen. Die anderen Vögel waren nicht zu überhören, obwohl ich sie nicht entdecken konnte.

Es geht mir gesundheitlich nicht gut. Das lässt mich oft verstummen. Rede oder schreibe ich über andere Dinge, wenn es mir nicht gut geht, kommt mir das wie eine Täuschung vor. Rede oder schreibe ich über meine Schmerzen oder Einschränkungen, komme ich mir seltsam vor. Als sei das sowohl langweilig als auch egoistisch.

Aber mein Leben wird wohl nie wieder ohne Einschränkungen oder Schmerzen sein. Das liegt in der Natur des fortschreitenden Alters. Noch habe ich das nicht verinnerlicht. Es gehört jetzt einfach unspektakulär zu meinem Alltag. Ein auf und ein ab.

Chatgpt findet für mich folgendes Zitat für heute:
Manchmal geht man am Ende des Weges in eine neue Welt hinein.“
– Hilde Domin

Ja, möchte ich antworten. Ja, ich nehme den Weg mit der neuen Welt. Die alte hat mich weit gebracht, aber jetzt geht der Weg weiter. Neues möchte ich lernen und manches von dem alten Wissen einfach über Bord werfen. Da ist so viel, das nicht mehr taugt. Das weg kann. War mal gut, aber heute weiß ich es besser. Augen auf und Neues abgeschaut.

So ähnlich stelle ich es mir vor während ich auf der Bank sitze und den Wolken zuschaue.

Bildbeschreibung: Eine weitläufige, leicht ansteigende grüne Wiese, gesäumt von kahlen Bäumen und einer Hecke im Vordergrund. Der Himmel ist blau mit weißen, watteähnlichen Wolken. Ein parkähnliches Gelände strahlt winterliche Ruhe aus.

Bildbeschreibung: Eine weitläufige, leicht ansteigende grüne Wiese, gesäumt von kahlen Bäumen und einer Hecke im Vordergrund. Der Himmel ist blau mit weißen, watteähnlichen Wolken. Ein parkähnliches Gelände strahlt winterliche Ruhe aus.

Journal10012025

Chatgpt schlägt mir für diesen Tag ein Zitat von Virginia Woolf vor:

„Die Tage fallen durchs Fenster und lassen alles grau zurück – ich sehe die nackten Äste gegen den Himmel, und die Kälte legt sich wie eine Hand auf mein Herz.“

Am Hang strecken die alten Walnussbäume selbstbewußt ihre kahlen Äste. Ich schreite zwischen ihnen hindurch. Ihre Schönheit heißt Struktur.

Corner Dry Lungs

Heute war ich in der Ausstellung „Corner Dry Lungs“ von Akosua Viktoria Adu-Sanyah im Zollamt.

Sie hat den Tod ihres Vaters in ihren Objekten verarbeitet und beschreibt diese Gefühle in Bildern. Wie sich ihr Körper – der stark auf diesen Verlust reagierte – in der Trauer anfühlte.Und ja, das war etwas schwierig für mich. Weil mein Körper auch durch eine harte Trauerzeit durchgegangen ist. Ich hatte große Schwierigkeiten mich in der Ausstellung zu bewegen. Habe mich immer nur kurz von der einzigen Sitzgelegenheit aus, sehr schwankend bewegt. Immer nur in eine Richtung taumelnd, dann wieder zurück. Bis es mir zu heikel wurde und ich den Besuch der Ausstellung abbrach.

Blick auf mehrere Objekte aus schwarzem, sich wellendem aufrechtstehendem Photopapier

Die Post war da

Hab Post von der Insel bekommen und mich sehr gefreut.

Herzlichen Dank!

Sehnsucht

„Die kleinen Dinge, die Frauen jeden Tag tun, sind die Dinge, die die Welt zusammenhalten.“ – Barbara Kingsolver

Jetzt zeige ich euch noch das zweite Bild aus der „Nähmaschinen-Reihe“ von Martha Jiménez, das ich letztes Jahr in Camagüe in ihrer Werkstatt kaufte. Diese Bild hat eine komplett andere Atmosphäre und strahlt eine fast explosive Energie aus.

Es vereint kraftvolle Symbolik mit einer surrealen Ästhetik. Im Mittelpunkt steht eine Frau, deren gestreifte Kleidung mit den grün-gelben Streifen der Nähmaschine harmoniert, wodurch sie fast mit ihr zu verschmelzen scheint. Die Nähmaschine, traditionell ein Werkzeug des Handwerks und der häuslichen Arbeit, wird hier zu einem Objekt, das weit über seine Funktion hinausweist. Das kleine Herz, das sie schmückt, könnte auf die Verbindung von Arbeit und Fürsorge anspielen, wie sie oft in Care-Arbeiten zu finden ist. Die wehenden Haare und die dynamische Haltung der Frau lassen Sehnsucht und Bewegung spüren, die durch den warmen Farbverlauf im Hintergrund noch unterstrichen werden.

Das Werk lädt gerade dazu ein, über die Rolle der Nähmaschine in der Geschichte weiblicher Arbeit nachzudenken.

Das Bild „Anhelo“ der kubanischen Künstlerin Martha Jiménez zeigt eine farbenfrohe, surrealistische Szene, in der eine Frau auf einer Nähmaschine liegt. Die grün-gelb gestreifte Maschine, mit einem kleinen Herzmotiv verziert, wirkt wie ein kraftvolles Symbol für Arbeit und Sehnsucht, während die Frau in gestreifter Kleidung und mit wehenden Haaren eine spielerische Leichtigkeit ausstrahlt. Der orange-gelbe Hintergrund verstärkt die Energie und Wärme der Szene.

Die fliegende Nähmaschine

Nähen ist eine Form des Geschichtenerzählens mit Fäden.“ – Clarissa Pinkola Estés

Aus Camagüey in Kuba brachte ich im letzten Jahr zwei Bilder mit, die ich besonders liebe. Beide von der kubanischen Malerin Martha Jiménez. Ich zeige euch zunächst einen Ausschnitt aus dem ersten Bild. Das Originalbild enthält noch etwas mehr von dem Hintergrund, der einem Himmel ähnelt, dadurch wird die Illusion des Fliegen deutlicher.

Das Bild von Martha Jiménez zeigt eine Frau, die mit lebhafter Ausstrahlung auf einer gelb-schwarz gestreiften, stilisierten Nähmaschine sitzt, die wie ein Gefährt erscheint. Ihre Haare wehen dynamisch, während ihr rotes Kopftuch und das rot gepunktete Kleid eine verspielte Leichtigkeit ausstrahlen. Die Nähmaschine wird durch Details wie ein großes Rad und den eingefädelten Faden zu einem Symbol für Bewegung, Kreativität und die oft unsichtbare Arbeit, die hinter jedem genähten Stoffstück steckt.

Martha Jiménez verbindet in diesem Werk die alltägliche Tätigkeit des Nähens mit einer surrealen, fast magischen Dynamik. Die Frau, selbstbewusst und sinnlich dargestellt, sitzt auf der Nähmaschine, die zum ungewöhnlichen Fahrzeug wird. Die wehenden Haare und das farbenfrohe Kleid unterstreichen die Lebendigkeit, während die Maschine – mit ihren geschwungenen Linien und klaren Farben – an die Bedeutung von Handwerkskunst erinnert. Doch das Bild birgt auch eine tiefere Ebene: Nähen ist nicht nur ein kreativer Akt, sondern auch Teil der sogenannten Care-Arbeiten, die oft von Frauen geleistet werden. Diese Tätigkeiten, wie das Reparieren von Kleidung oder das Nähen für die Familie, bleiben häufig unsichtbar und werden als selbstverständlich angesehen, obwohl sie grundlegende Stützen des Alltags sind.

Country bin pull’em

Vorige Woche war ich in der Ausstellung Country bin pull’em im Weltkulturenmuseum in Frankfurt. Australische Felsbilder. Wie hätte ich da widerstehen können? Ich war vollkommen unvorbereitet dort und total geflasht. Mir fehlen die Worte für die Erfahrung in der Ausstellung. Aber sie läuft bis zum Sommer und ich gehe sicher noch einmal hin.

Ankündigung der Ausstellung Country bin pull’em vom 1.11.24 - 31-8.25
Ein gemeinsamer Blick zurück.

Das Bild stammt vom Weltkulturenmuseum.

Mir kam die Ausstellung auch in ihrer Aufmachung sehr entgegen. Es gab fast in jedem Raum einen Monitor auf dem ein kurzes Video lief, das zu den ausgestellten Bildern und Objekten einen Bezug hatte. Das Beste daran war, dass sich die Kopfhörer einfach damit verbanden, wenn ich in die Nähe kam. Das lief so selbstverständlich und easy ab, dass ich mich einfach auf meine Stimmung konzentrieren konnte. Für mich war das ein sehr eindringliches Erlebnis. Vielleicht finde ich mehr und geeignetere Worte, wenn ich ein zweites Mal dort war.

Aber falls ihr australische Malerei auch so mögt wie ich, wollte ich euch trotz meiner fehlenden Worte auf die Ausstellung aufmerksam machen.

Auf der Seite des Museums gibt es auch ein paar Fotos zur Ausstellung. Aber in der Ausstellung ist es nicht erlaubt Fotos, Videos oder Zeichnungen von den Ausstellungsgegenständen zu machen. Das wurde mit den indigenen Kooperationspartner*innen so vereinbart.

Kann ich gut verstehen.

Journal01012025

„Die Zukunft ist keine Zeit, die vor uns liegt, sondern etwas, das wir erschaffen.“

Jane Addams

Jetzt ist es offiziell: Ab heute bin ich keine fremdbestimmte Angestellte mehr! Mein Landesticket ist abgelaufen, und ich habe den Schritt in die Rente geschafft. Ja, ich bin jetzt eine Rentnerin der Boomer-Generation – und das ganz ohne Erbe. Diese Kategorie wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Gehört ihr zu den Glücklichen, die erben, oder zählt ihr zum Rest? Zum Rest der Gesellschaft, für den es entscheidend ist, welche sozialen Bedingungen politisch ausgehandelt werden.

Mittlerweile muss man ja fast hinzufügen, dass es nicht nur wichtig ist, was ausgehandelt wird, sondern auch, mit welchem politischen Framing das Ganze in der Öffentlichkeit kommuniziert wird. Das scheint fast noch wichtiger zu sein – zumindest für die mentale Gesundheit und Stabilität der Betroffenen. Armut ist ein skandalöser Ungleichsfaktor, der unschätzbar viel Lebenszeit kostet. Die Lebenserwartung ist direkt an Einkommen, Vermögen und Schulden gekoppelt. Der Stresslevel von armutsbetroffenen Menschen ist leider nicht nur hoch, weil das Geld knapp ist, sondern auch, weil ihre Entscheidungsmöglichkeiten stark eingeschränkt sind und sie ständig mit Kränkungen leben müssen.

Ich schweife ab, aber ich lasse diese Gedanken hier stehen, denn sie können nicht oft genug aufgeschrieben und weitergegeben werden. Auch für mich zur Erinnerung: Es ist immer wichtig, wie und was du kommunizierst. Respektvoller Umgang mit anderen Menschen sollte immer an erster Stelle stehen – auch wenn Politik, Medien und Social Media im Moment oft das Gegenteil vorleben. Und das ist auch für mich wichtig. Denn in diesen Strudel möchte ich nicht hineingezogen werden. Gegen den Strom schwimmen? Das hilft mir jedenfalls nicht.

Ich suche nach einem Leben in Würde, im Alter und mit Respekt. Nach einem guten Leben für mich, innerhalb der Rahmenbedingungen, die heute nun mal so sind, wie sie sind. Es ist ein ständiger Balanceakt, aber ich bin entschlossen, das Beste daraus zu machen.

Für mich ist das eine Herausforderung, weil meine Sozialisation mich anderes gelernt hat. Sehr eindringlich. Sehr nutzlos. Das kann jetzt alles weg. Aber das ist einfacher gesagt als getan.

Ich gebe mein Bestes, um das in der mir verbleibenden Lebenszeit zu ändern.

Journal30122024

„Die Zeit ist das, was wir am meisten wollen, aber das, was wir am schlechtesten nutzen.“ – Virginia Woolf

Heute starte ich meinen Tag mit dem Lesen von Newslettern. Eine Ausnahme, denn leider finde ich viel seltener die Zeit, um mich in die Welt der Newsletter zu vertiefen, als ich es mir wünschen würde. Momentan gibt es einfach zu viele Routinen in meinem Leben – tägliche, wöchentliche und gelegentliche. Vielleicht war mein Motto, als ich die bevorstehende Zeit unbewusst strukturierte: „Besser mit mehr Routinen in die Rente starten als mit zu wenigen.“ Es scheint einfacher, Dinge wegzulassen, als sich erst einmal in den Sumpf der Untätigkeit zu begeben und dann die Zeit und die Erlebnisse neu zu strukturieren.

Doch für mich ist es auch eine Herausforderung, Dinge wegzulassen. Tägliche Routinen zu pausieren, fühlt sich an, als würde mir jemand etwas wegnehmen – etwas, das zu mir gehört. Ich bin noch nicht in dem Modus, in dem ich gelassen mit meiner Zeit, meiner Aufmerksamkeit oder gar mit meinen Gefühlen umgehen könnte. Oft überkommt mich eine merkwürdige Eile. Ich habe das Gefühl, ich müsse mich beeilen, um etwas zu sehen, etwas zu erleben. Der Tag ist kurz, die Sonne bricht gerade durch die Wolken, und der Raureif glitzert in diesem einen, perfekten Moment.

Dieser Montag ist für mich der beste Tag, um mich auf den Weg zu machen. Er bietet die Möglichkeit, neue Perspektiven zu entdecken und frische Inspiration zu finden. Doch die Nacht entzieht sich meiner Kontrolle. Sie hat ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Melodie, die ich nicht beeinflussen kann. In der Dunkelheit scheinen die Gedanken oft lauter zu werden, und ich finde mich in einem Strudel von Überlegungen und Träumen wieder, die mich manchmal überfordern.

Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen dem Drang, produktiv zu sein, und dem Bedürfnis nach Ruhe und Reflexion. Ich frage mich oft, ob ich die richtige Balance gefunden habe oder ob ich mich in einem endlosen Kreislauf von Verpflichtungen und Erwartungen verliere. Vielleicht ist es an der Zeit, die Dinge zu überdenken und mir bewusst Pausen zu gönnen.

Ich genieße es sehr, die kleinen Momente des Lebens zu schätzen, die früher im hektischen Alltag untergingen. Ein schönes Lied aus dem Radio, das Erinnerungen weckt, der Klang von Regen, der sanft auf das Fenster prasselt, oder das sanfte Licht der Morgensonne – all das sind Geschenke, die ich nicht übersehen möchte. Vielleicht ist es nicht nur die Menge an Routinen, die zählt, sondern auch die Qualität der Erfahrungen, die ich mache.

So beginne ich diesen Montag mit dem festen Entschluss, achtsamer zu sein. Ich will die Eile hinter mir lassen und mich auf das Wesentliche konzentrieren. Denn letztendlich sind es die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Und während die Nacht weiterhin ihr eigenes Ding macht, werde ich versuchen, im Hier und Jetzt zu leben und die Schönheit des Moments zu genießen.

Ganz sicher werde ich mich in den nächsten Monaten von den überflüssigen Routinen zu befreien und Raum für Neues zu schaffen. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht, aber ich bin bereit, ihn zu gehen. Vielleicht ist es gerade die Ungewissheit der Nacht, die mir die Möglichkeit gibt, am Tag zu wachsen. Indem ich die Kontrolle loslasse, öffne ich mich für die Überraschungen, die das Leben bereithält.

Letztendlich sind es die kleinen Entscheidungen und Schritte, die meinen Alltag prägen.

Raureif

Spaziergang am Morgen. Die Magie der Raunacht liegt noch in der Luft.

Heutiges Zitat:„Ich träume von einem Leben, das voller Farben ist, so wie die Natur es uns schenkt.“– Frida Kahlo

Ein Zweig mit leuchtend roten Beeren, von grünem Laub umgeben, ist mit einem Hauch von Raureif bedeckt und hebt sich vor einem winterlichen Hintergrund ab.

Bildbeschreibung: Ein Zweig mit leuchtend roten Beeren, von grünem Laub umgeben, ist mit einem Hauch von Raureif bedeckt und hebt sich vor einem winterlichen Hintergrund ab.

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