Lichtlilie

Blühe leise
für einen Tag
wie die Lilie im Licht

Rotgelbe Lichtlilie

Die Frühlingsblumen im Bethmannpark sind längst verblüht und der Garten sieht etwas verrupft und angewelckt aus. Aber auf so eine charmante und exklusive Art, das ist eine Wucht. Ich bin immer noch ganz angetan von dieser Anlage. Möchte gerne mehr über sie erfahren, aber es scheint nicht so viel Literatur dazu zu geben.

Journal22062025

Kaum ist Sommersonnenwende dreht die Hitze voll auf. Die vergangenen Jahre im überhitzten Büro verursachen bei mir eine Panik sobald ich Wettervorhersagen mit Temperaturen über 30 Grad sehe. Es ist schwer, aus der dieser Panikspirale auszutreten. Jetzt muss ich die Tage ja gar nicht mehr in dieser absolut gesundheitsschädlichen Umgebung verbringen. Jetzt darf ich mich schützen und schonen. Mit mehr als 60 Jahren lerne ich Selbstverständlichkeiten.

Langsam. Sehr langsam. Schritt für Schritt.

Journal19062025

Sommer. Dieses Jahr sogar ein Sommer, der sich erst heiß läuft. Mit Anlauf. Ein grüner Sommer. Ein prächtiger Sommer. Die Natur gibt ihr Bestes. Sie wuchert. Drängt sich auf. Die Tage sind lang. Hell. Durchdringend.

Mein erster Rentensommer und ich kann wieder gehen. Meistens unbeschwert. Für Notfälle sorge ich vor.

Beim Spazierengehen denke ich darüber nach, was für ein Glück ich doch habe, diesen Sommer so erleben zu können. Ich sehe mehr Blumen am Wegesrand. Ich sehe, wie die Bäume wachsen. Ich höre die Vögel und rieche die Blüten. Das Rentnerinnenleben überschüttet meine Sinne und meine Wahrnehmung. Ich komme kaum mit, hab kaum Zeit für Unternehmungen. Der Sommer ist jetzt da.

Der Sommer will erspürt und gefühlt werden. Ich nehme ihn in mich auf.

Hier und jetzt.

Drei Schwestern

Drei Schwestern im Wind. Symbolbild.

Drei Mohnblumen vor hügeliger Landschaft.

Sardinen und Gambas

Von der Straßenbahn ausgesehen ist Frankfurt eine grüne Stadt. Jetzt im Juni fährt die Bahn durch flirrende Platanenalleen, an den Anlagen und den Parks vorbei. Grün, grün, grün. So weit mein Auge reicht. Unser Ziel war heute der kleine Fischimbiss in der Nähe des Hauptbahnhofs. Dort gibt es den besten Fisch weit und breit. Mit einer Fischtheke im engen Innenbereich. Ein paar Tische und Stühle vor der Tür. Ich liebe dieses Restaurant, das so bescheiden daher kommt. Die Karte ist übersichtlich, alle Konzentration auf den Fisch gerichtet. Dieser Ort wurde für mich zu einem Sehnsuchtsort, weil ich so lange nicht fähig war, dort hinzukommen und in Ruhe am Tisch zusitzen und mich am Fisch zu erfreuen. Dass es heute klappte, machte mich glücklich.

Eine Erinnerung, die ich lange in mir tragen werde.

Die Gambas mit den Fingern essen, die Sardinen so knusprig.

Ein Junitag in mein Herz geschrieben.

Selbstlesung

In den Zeilen, die ich schreibe,
flüstert die Seele,
ein Echo der Gedanken,
die im Schatten tanzen.

Worte wie Blätter,
fallen sanft auf das Papier,
jeder Satz ein Schritt,
in den Garten meiner Träume.

Ich suche mich,
in der Stille des Ausdrucks,
finde Fragmente,
die im Licht der Erinnerung blühen.

Die Tinte, sie fließt,
wie ein Fluss der Zeit,
trägt Geschichten,
die ich selbst noch nicht kannte.

Hier bin ich,
in der Einsamkeit des Schreibens,
eine Leserin meiner eigenen Seele,
die sich in jedem Wort entfaltet.

So schreibe ich weiter,
mit jedem Atemzug,
bis die Lebensseiten voll sind.

Sätze

Wir weichen uns aus, um vorwärts zu kommen.

Erinnerung ist eine Wahl.

Sein oder nicht sein, ist eine Frage. Keine Wahl.

Weil ich dein Sohn bin, ist das, was ich von Arbeit weiß, auch, was ich von Verlust weiß.

(aus „Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Vuong)

Langgedicht

Wenn der Schmerz größer wird, werden die Gedichte länger, sagte Marion Poschmann zu Abschluss der Veranstaltung über das Langgedicht.

Es sind so viele Menschen gekommen, dass sie seitlich einen zweiten Raum aufmachen. In der Zeitung hätte sie von der furiosen Eröffnungsveranstaltung der Tage der Lyrik gelesen, murmelt eine Frau im Publikum und ihre Nachbarin stimmt intensiv zu. Sie sei auch hier wegen dieses Artikels. Wenn sie schon die Eröffnung verpasst hatte, wolle sie doch an ein paar anderen Veranstaltungen teilnehmen.

Ich war bei der Eröffnung und auch wenn ich den Artikel nicht kenne, den anscheinend viele lasen, kann ich dieser Einschätzung zustimmen. Die Eröffnungsveranstaltung war eine Wucht. Lyrik in der lebendigsten Form, die ich je erlebt habe. Furios trifft es sehr. Eine Feuerwerk erster Güte. Schön, dass das auch so in die Welt getragen wurde.

Ich dachte ja wirklich ich säße da heute mit ein paar wenigen Menschen, die sich für die Form des Langgedichts interessieren. Da wird es bei den jungen, dynamischen Nachwuchskünstler*innen noch wesentlich impulsiver hergehen.

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose

Die Rose blüht, einfach so. Sie steht da, in voller Pracht, und fragt nicht nach dem Warum. Sie ist, weil sie ist. Und das ist genug. Die Sonne streicht über die Blütenblätter, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Und vielleicht ist es das auch.

An einem stillen Vormittag, wenn die Welt um mich herum zu atmen scheint, stehe ich vor einem Rosenbusch und verstehe plötzlich alles und nichts. Die Rosen sind da, sie blühen, und sie kümmern sich nicht um die Fragen, die mir durch den Kopf gehen. Sie sind einfach. Und doch so kompliziert in ihrer Schönheit.

Ein blühender Rosenstrauch.

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“ Das schrieb Gertrude Stein.

Und so stehe ich da, vor diesem Busch voller Rosen, und spüre, wie die Welt für einen Moment stillsteht. Die Blüten leuchten im Licht, als wären sie das Zentrum des Universums. Und vielleicht sind sie das auch, in diesem einen, kurzen Moment.

Ich könnte stundenlang hier stehen und zuschauen, wie das Licht die Blüten streift, wie sich die Blätter im Wind wiegen. Ich könnte vergessen, dass es eine Welt außerhalb dieses Parks gibt. Aber das ist nicht nötig. Es reicht, einfach hier zu stehen und zu sein. Wie die Rose.

Das Flüstern der Blätter

Im Schatten der Bäume
in den Wurzeln der Erde,
wo das Flüstern der Blätter
die Geschichten der Zeit erzählt,
wächst der Traum von Veränderung,
gepflegt von Händen, die graben,
von Herzen, die schlagen,
im Takt der Natur.

Es sind nicht die Worte,
die im Wind verwehen,
sondern die Taten,
die wie Samen fallen,
in die fruchtbare Erde,
um zu blühen,
um zu leben,
um die Welt zu umarmen.

Jeder Baum, der emporragt,
ist ein Zeugnis des Glaubens,
ein Zeichen des Mutes,
ein Versprechen an die,
die nach uns kommen,
dass wir nicht nur gesprochen,
sondern auch gehandelt haben.

Im Schatten der Bäume,
wo die Vögel singen,
und die Sonne tanzt,
erblüht die Hoffnung,
gepflegt von den Händen,
die nicht nur träumen,
sondern auch pflanzen,
und die Erde in Liebe
wiederherstellen.

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