Herland

Im Internet und vor allem in den sozialen Medien ist es möglich, sich die perfekte Filterblase zu basteln.

Als Filterblase – oder filter bubble – wird der Effekt beschrieben, wenn Algorithmen dafür sorgen, dass mir immer nur gezeigt wird, was zu mir passt und mir gefällt. An diesen Auswirkungen gibt es jede Menge Kritik, die darauf hinaus läuft, dass so einer Radikalisierung oder einer Polarisierung der Gesellschaft Vorschub geleistet werden würde.

Mag sein, mag nicht sein. Beweisen oder widerlegen könnte das nur eine sehr, sehr tiefgreifende und umfassende Gesellschaftsstudie.
Ich bin jedenfalls eine ausgeprägte Freundin der Filterbubble und das hat viele Gründe.
Meine Filterblase ist nicht nur Algorithmus gesteuert, sondern auch von Hand verlesen. Wer Ärgerliches schreibt, fliegt kommentar- und wortlos raus. Meine Bubble ist ein kleines virtuelles und reales Herland. Hier zählen die Frauen mehr und sprechen häufiger. Hier bleibt Raum für die Introvertierten und Wortkargen.
Auf Twitter folge ich z.B. der @womensart1, sie zeigt mir Kunstwerke von Frauen aus allen Kontinenten und vielen Zeiten. Auf Facebook gibt es verschiedene Gruppen. Herland z.B. ist eine für feministischen Realismus in der Kriminalliteratur. Vom Dresdner Frauenwiki lerne ich, wie wichtig die Dokumentation von Frauengeschichte ist und die Bedeutung der Frauenarchive.

Die Speakerinnen setzen sich für mehr Frauen auf Kongressen und Konferenzen ein. Sie sind auf Facebook und Twitter zu finden. Satirisches gibt es bei den Prinzessinnenreportern und Journalistisches beim Missy Magazine.

Ich folge zahlreichen Frauen und den Frauenzitaten und halte es mit Pippi Langstrumpf: Ich mache mir wenigstens meine Online-Welt, wie sie mir gefällt.

Und ja, es gefällt mir zu sehen, wie viele Frauen Kunst machen, Kunst gemacht haben und weiterhin Kunst machen werden.
Es gefällt mir zu sehen, dass es denkende und philosophierenden Frauen gibt, wie z.B das Forum beziehungsweise weiterdenken. Dass es die Care-Revolution gibt, die wesentlich durch die Frauen vorangebracht wird. Dass es Zitate-Sammlungen von Frauen gibt und so viel mehr.

Mir gefällt meine Filterbubble, weil mein Alltag sich immer noch viel zu sehr an den Männern orientiert und die konventionellen Medien einfach den Schritt zur Vielfalt nicht machen wollen. Weil meine Umwelt sich in Gleichstellungsfragen zurück und nicht vor entwickelt. Weil die Sichtbarkeit von allem, das ich für wichtig halte, in der Offline-Welt kaum gegeben ist.

Meine Filterblase gibt mir meine eigene Sichtbarkeit wieder. Sie hat Geduld mit mir und ich nehme sie wichtig. Sie gibt mir Kraft und macht sich ihren Spass mit mir.

Nicht ohne meine Filterbubble, könnte mein Motto heißen.

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