Das darf doch nicht wahr sein
Ich traue meinen Augen nicht, als ich auf der Suche nach einem Bildungsgang für einen jungen Mann bin, der gerne in der Pflege arbeiten möchte:
In eigener Sache: An unserer Schule werden für das BVJ in der Regel nur weibliche Schülerinnen aufgenommen.
Männliche Schüler, die ein Berufsvorbereitungsjahr absolvieren wollen, wenden sich bitte an die Berufsbildende Schule Technik II in Ludwigshafen. Hier besteht die Möglichkeit, handwerkliche Grundfertigkeiten (Metall, Holz) zu erwerben.
Wie bitte? Männliche Interessenten für Pflegeberufe sollen sich an die Abteilung Metall und Holz wenden? Das kann doch nicht ganz ernst gemeint sein? In welcher Welt leben wir da?
Nachtrag: es handelt sich bei dieser fortschrittlichen Schule um die Berufsbildende Schule BBS Hauswirtschaft / Sozialpädagogik Ludwigshafen/Rhein.
Krass. Ich hab mal eine Mail hingeschickt und gefragt, wieso.
Das ist gut. Die sind doch nicht von dieser Welt. Ich meine, das ist eine ganz normale Berufsschule, kein kirchlicher Hintergrund und daher auch keine Nonnen, die sich vor jungen Männern fürchten.
[…] des Tages: Männliche Interessenten für Pflegeberufe sollen sich an die Abteilung Metall und Holz wenden? BRD, Feminismus, Gleichberechtigung, Link, Männer, […]
Gut gemacht, Antje. Das hat Klärungsbedarf.
Bedauerlicherweise wird Druck hier Nichts ändern. Das Problem steckt derartig tief drin in unserer Gesellschaft, dass diese schuld z.B. vermutlich hier überhaupt kein Problembewusstsein hat. Für diese Schule ist das vermutlich die selbstverständlichste Sache der Welt, dass Frauenberufe nun mal nur für Frauen sind, und Männer sich da raushalten sollen. Druck wird wahrscheinlich dazu führen, dass ein Alibi-Mann eingestellt wird, der dann so lange gemobbt wird, bis er „wegen mangelnder Eignung“ den Laden verlässt.
Unglaublich! Ist das denn überhaupt rechtskonform? Bin gespannt, was sie antworten!
[…] junger Mann will gerne in der Pflege arbeiten. Claudia (Sammelmappe) suchte für ihn einen Bildungsgang, wobei sich zunächst ein berufsvorbereitendes Jahr […]
@Siegfried: wer redet denn von Druck? Im Moment sind wir noch bei höflich nachfragen.
@Claudia: ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe, ob das rechtskonform ist. Der Ausschluss der Männer bezieht sich offensichtlich nur auf die Klasse des berufsbildenden Jahres. Aber gerade diese Klasse ist ja für manche verbindlich, wenn sie noch schulpflichtig sind. Aber selbst wenn das rechtskonform wäre, dann wãre an dieser Stelle doch der Hinweis auf die nächstgelegene Schule dieses Ausbildungszweiges angebracht.
Mich macht der lapidare Hinweis auf „Holz und Metall“ wütend.
O.k., erst mal höflich nachfragen. Aber allein die Veröffentlichung dieses Misstandes macht ja schon Druck. Gut, vielleicht war das ein Missverständnis. Mit Druck meinte ich jetzt nicht gerade, dass der Mann dort unter Polizeischutz zum Unterricht geht 🙂
Der lapidare Hinweis auf Holz und Metall ist allerdings interessant. 100 Jahre Emanzipation und noch mehr Jahre „Aufklärung“ haben offenbar nur bewirkt, dass die traditionellen Rollenvorstellungen fester zementiert sind als jemals. Und da wundern sich Regierung und Handwerkskammer, warum trotz massiver Förderung so wenige Mädchen in den Berufen Holz und Metall arbeiten wollen.
Wow! Sexistische Kackshite at work…
Moment, ich geh mal eben zum Kalender um nachzuschauen welches Jahrhundert wir gerade schreiben…
(Fühlt sich eben an wie 1912…)
Fühlt sich jedenfalls ganz schön daneben an. Danke für den Blick auf den Kalender. Der tut gut.